50 Jahre Harnstoffproduktion

Seit mehr als 50 Jahren wird in Piesteritz sicher und umweltbewusst Harnstoff hergestellt. Ende Juli 1975 hat die Harnstoffanlage 1 den Dauerbetrieb aufgenommen. Im Februar 1976 folgten die Harnstoffanlagen 2 und 3. Seither wurden am Standort über 50 Mio. Tonnen Harnstoff (CH₄N₂O) produziert.

Seit mehr als 50 Jahren wird in Piesteritz sicher und umweltbewusst Harnstoff hergestellt. Ende Juli 1975 hat die Harnstoffanlage 1 den Dauerbetrieb aufgenommen. Im Februar 1976 folgten die Harnstoffanlagen 2 und 3. Seither wurden am Standort über 50 Mio. Tonnen Harnstoff (CH₄N₂O) produziert.   

Blick in die Historie: Die Errichtung neuer Großanlagen zur Ammoniak- und Harnstoffproduktion startete unter der Bezeichnung „N-Linie Piesteritz“ mit der Grundsteinlegung des früheren Nordwerks, dem heutigen Agro-Chemie Park Nord, am 7. Oktober 1970. Die Stickstoff-Linie umfasst neben zwei Ammoniakanlagen drei Harnstoffanlagen, wovon eine als Doppelanlage ausgelegt ist. Errichtet wurden die Anlagen nach dem modernsten wissenschaftlich-technischen Stand nach dem Verfahren von Stamicarbon Anfang der 1970er-Jahre durch das tschechische Unternehmen CHEMO-PROJEKT. Bis heute prägen die beiden charakteristischen, rund 70 Meter hohen Prilltürme der Harnstoffanlagen die Silhouette des Agro-Chemie Parks.

Bemerkenswert: Anfang der 1970er-Jahre war Harnstoff als Stickstoffdüngemittel in der Landwirtschaft der damaligen DDR noch weitgehend unbekannt. Als Stickstoffdüngemittel wurde überwiegend Ammoniumnitrat angewandt. Erst mit der Verfügbarkeit von Ammoniak aus weltweit errichteten großtonnagigen Anlagen erhielt auch die großtechnische Synthese von Harnstoff aus Ammoniak und Kohlenstoffdioxid als Stickstoffdünger Bedeutung. So verfügte der Standort Piesteritz mit der Harnstoffproduktion ab Mitte der 1970er-Jahre über ein bedeutendes neues Massenprodukt. Um die Mengen Harnstoff effektiv in der Landwirtschaft einzusetzen, mussten jedoch forschungsseitig viele Anstrengungen unternommen werden.

Die modernen Produktionsanlagen und die Herstellung von Ammoniak und Düngemitteln als Kernkompetenz sicherten dem Chemiestandort den Fortbestand über die Wendezeit 1990 hinaus. SKW Piesteritz, 1993 als SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH gegründet, beschränkte sich im Bereich Agrochemie vorerst auf die Herstellung geprillten Harnstoffs als Feststoffdünger und einen einfachen Flüssigdünger, die Ammonnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL). Obwohl die Bedeutung von Flüssigdüngern stetig stieg, zeichnete sich im Markt ein Trend zu höher veredelten Düngemittelspezialitäten ab. Daher konzentriert sich SKW Piesteritz mit eigener Forschung und Verfahrensentwicklung bis heute auf die Produktion innovativer Stickstoffdüngemittel, wobei der Fokus insbesondere auf anwendungsfreundlichen und umweltschonenden stabilisierten N-Düngemitteln sowie einer deutschlandweiten, individuellen Fachberatung liegt.

Innovation aus Tradition: Zur Anpassung des Harnstoffs an die Anforderungen als Stickstoffdünger wurde die traditionelle Prillierung 1995 um eine neue Harnstoffgranulierung ergänzt. Der granulierte Harnstoff wird seitdem unter der Marke PIAGRAN®46 verkauft. 1998 wurden eine neue Salpetersäureanlage sowie eine weitere Granulierung in Betrieb genommen. In dieser Harnstoff-Mischgranulierung wurde der in Piesteritz entwickelte Stickstoff-Schwefel-Dünger PIAMON®33-S sowie N-stabilisierter Harnstoffdünger unter der Marke ALZON® hergestellt. In mehrjähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeit wurden mit PIAMON®33-S, ALZON®47 sowie ALZON®46 mit verbessertem Nitrifikationsinhibitor stetig weitere Qualitätsdüngemittel entwickelt. 2017 erfolgte die Markteinführung von ureaseinhibierten Harnstoffdüngern, wofür SKW Piesteritz 2018 mit dem Sonderpreis der Umweltallianz Sachsen-Anhalt für den Beitrag „Ressourceneffiziente Stickstoffdüngung mit den Düngerspezialitäten ALZON®neo-N und PIAGRAN®pro“ ausgezeichnet wurde.  

Auch die Palette der Flüssigdüngerspezialitäten hat sich im Laufe der Jahre stetig erweitert: Ausgehend von PIASAN®28 als reiner Stickstoffdünger (AHL 28) über PIASAN®24-S wurde PIASAN®-S 25/6 mit Schwefelkomponente entwickelt. Unmittelbar darauf dann ALZON®flüssig-S 25/6 als Flüssigdünger, der sowohl einen erhöhten Schwefelanteil als auch einen umweltfreundlichen Nitrifikationsinhibitor enthält. Um den Kundenwünschen noch besser entsprechen zu können wurden sowohl PIASAN®30 als auch weitere Varianten unserer flüssigen Düngespezialitäten in das Angebot aufgenommen.

Mit dem Einsatz des Stickstoffoptimierers PIADIN® gelingt es Landwirten N-Verluste in Nitratform auch bei organischen Düngemitteln zu reduzieren und damit einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Nitratbelastung der Böden zu leisten.

Mit der Harnstofflösung AdBlue® zur Abgasnachbereinigung bei Dieselkraftfahrzeugen sowie dem Entstickungsmittel PiaNOx® zur Reduktion von Verbrennungsabgasen, u.a. in Industriekraftwerken und Müllverbrennungsanlagen, stellt SKW Piesteritz seit mehr als 20 Jahren ebenfalls systemrelevante Umweltprodukte her. Durch den anteiligen Einsatz von Biomethan statt fossilem Erdgas kann der CO2-Fußabdruck (CFP) der Harnstoffproduktion um bis zu 90 Prozent gesenkt werden. Seit 2025 wird die gesamte Produktpallette Industriechemikalien und Agrochemie unter dem Namenszusatz alpha mit reduziertem CFP angeboten.

Jährlich können rund 1,5 Mio. Tonnen Harnstoff produziert werden, der über eine moderne Logistik an Kunden in ganz Europa verkauft wird. Mit dem Bau einer neuen Big-Bag-Absackung für unkonditionierten Harnstoff und feste Düngerspezialitäten, die in diesem Jahr in Betrieb genommen wurde, gewinnt SKW Piesteritz an Flexibilität bei der Abfüllung unterschiedlicher Big-Bag-Größen und kann künftig noch gezielter auf die Marktnachfrage und individuelle Kundenwünsche eingehen.